Gerade einmal 105 Tasten hat eine normale Computertastatur – das Pixelbild von Marie Juchacz zählt mehr als 60 Mal so viele Teile: Aus rund 6.400 recycelten Computertasten setzt sich das Porträt der AWO-Gründerin zusammen. Eine enorme Zahl, die Marie Juchacz zu Lebzeiten sicherlich erstaunt hätte. Jugendliche aus der AWO Akademie bastelten das Kunstwerk zum 100-jährigen Jubiläum der Arbeiterwohlfahrt.
Vier Monate lang haben Justin (17), Quentin (16) und Dennis (17) an dem 1,80 x 1,40 Meter großem Kunstwerk gebastelt. Jeden Tag, von morgens bis zum Feierabend tüftelten sie in der Recycling-Werkstatt, die auf dem Gelände der AWO Akademie in Wandsbek liegt, an dem Porträt von Marie Juchacz. „Das war gar nicht so einfach“, erzählt Justin, der zusammen mit seinen beiden Freunden an der Berufsorientierung der Akademie teilnimmt und später Fachinformatiker werden möchte. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir es schaffen, das Gesicht mit Computertasten nachzubauen.“ Quentin ergänzt: „Wir sind echt stolz – auch weil wir im vorgegeben Zeitplan von unserem Ausbilder lagen.“
Vom Pixel zur Taste
Ausbilder Sergiy Khavkin, der die Jungs in der Recycling-Werkstatt während ihrer beruflichen Orientierung begleitet, glaubte von Anfang daran, dass sie es schaffen. Er plante mit ihnen das Kunstwerk mithilfe eines Computerprogramms: Zunächst wurde das Foto in Tausende von Pixel umgewandelt, wobei jedes Pixel eine Computertaste darstellt. Anschließend zeichneten die Jugendlichen ein Raster über das Motiv, um zu wissen, wie viele Pixel in einem Quadrat sind. Bevor es jedoch an das eigentliche Basteln ging, mussten sie rund 6.400 verschiedenfarbige Tastaturteile zusammensuchen. Einige Tage verbrachten sie deshalb damit, gespendete Computer- und Laptoptasturen auseinanderzunehmen, um insgesamt 2.200 graue, 3.500 schwarze und 500 weiße Tasten herauszubekommen. Wichtig dabei war, dass die Tasten nicht nur verschiedenfarbig, sondern auch unterschiedlich hoch waren. Denn durch die unterschiedlichen Tastenhöhen entsteht ein 3-D-Effekt des Bildes, der besonders gut zum Vorschein kommt, wenn das Bild von der Seite betrachtet wird – es scheint, als sehe Marie Juchacz einen direkt in die Augen. Dann übertrugen sie das Raster auf eine große Holzplatte, klebten Taste neben Taste und zersägten auch Teile, um die Pixel sehr genau nachzubauen.
Marie Juchacz und weitere Promi-Gesichter
„Marie Juchacz ist bisher unser aufwendigstes Kunstwerk“, sagt Akademie-Geschäftsführerin Britta Hinz. Sie hatte die Idee zu diesem Projekt. „Im Jubiläumsjahr wollen wir uns als Akademie mit dem 100. Geburtstag der Arbeiterwohlfahrt beschäftigen. Da unsere Auszubildenden sehr viel handwerklich arbeiten und Recycling bei uns schon seit einigen Jahren Thema ist, kam mir die Idee, eines der bekanntesten Fotos unserer Gründerin nachzubilden.“ Nach 16 Wochen war das Kunstwerk fertig und hängt nun in der Recycling-Werkstatt neben anderen großen Persönlichkeiten wie Apple-Gründer Steve Jobs, Sängerin Marilyn Monroe, Physiker Albert Einstein und dem kubanischen Revolutionär Che Guevara – alle Porträts bestehen ebenfalls aus recycelten Computertasten und wurden von Jungs aus der Akademie gebastelt.
Mehr über die AWO Akademie
Jungen Menschen beruflich eine neue Perspektive geben – das ist das Anliegen der AWO Akademie für Bildung und Integration. Beim Bildungsträger können junge Menschen, die sozial benachteiligt sind, eine Ausbildung in Konstruktionsmechanik, Metalltechnik, Fachinformatik und zur*zum IT-Systemkaufmann*frau absolvieren. Weitere Projekte und Aufgabenfelder sind das IT-Sozialkaufhaus, Berufsorientierung für junge Erwachsene und Deutschkurse.
Mehr Infos: www.akademie-awo.de