Ende Oktober haben Jutta Blankau, Präsidiumsvorsitzende der AWO Hamburg, und Kevin Kühnert, Mitglied im Bundesvorstand SPD, über den „Sozialstaat der Zukunft“ diskutiert. Und zwar erstmalig bei einer „hybriden“ Veranstaltung: Während etwa 20 Gäste der Veranstaltung im Bürgerhaus Bornheide beiwohnten, konnten viele Interessierte die Veranstaltung auch online per Video-Konferenz verfolgen. Zur Veranstaltung eingeladen hatte der AWO Kreisverband Altona, moderiert wurde die Diskussion von Sören Platten, AWO-Kreisvorsitzender in Altona.

Kevin Kühnert, der per Videochat ins Bürgerhaus zugeschaltet und dessen Bild auf eine große Leinwand projiziert wurde, plädierte für eine Umdeutung des, seiner Meinung nach, zu häufig negativ aufgeladenen Begriffes des Sozialstaates. Laut Kühnert sollten wir den Sozialstaat als eine Art „staatliche Vorsorge gegen die Unwägbarkeiten des Lebens betrachten“, auf die jeder Mensch einmal angewiesen sein könne. Gerade in den jetzigen Zeiten der Corona-Pandemie werde klar, wie wichtig der Sozialstaat für uns alle sei.

Derselben Meinung war Jutta Blankau: Sie forderte eine Debatte darüber, wie der Sozialstaat ausgebaut werden könne und begrüßte die momentane Aussetzung der „ohnehin überflüssigen Schuldenbremse“. Gerade jetzt bräuchten wir eine Auseinandersetzung über die Wichtigkeit des Sozialstaates und den Ausbau staatlicher Leistungen – bevor die Debatte wieder in die Richtung drifte, an welcher Stelle wieder „etwas eingespart werden könne“. Die Präsidiumsvorsitzende forderte in diesem Zuge eine bessere Finanzierung von Wohlfahrtsverbänden – die „Garanten für die Umsetzung des Sozialstaates“. Ebenfalls machte sie sich unter anderem stark für die Abschaffung des Gender Pay Gaps und eine bessere Zusammenarbeit der SPD mit den Gewerkschaften, beispielsweise für einen flächendeckenden Tarifvertrag für Pflegefachkräfte.

Einig waren sich die beiden Diskutanten in der Kritik am Neoliberalismus und der damit einhergehenden Marktgläubigkeit. Laut Kühnert sollten „Privatisierungsarien“ (in die Richtung von Friedrich Merz) entschieden bekämpft werden: „Wir müssen den Sozialstaat mit Händen und Füßen verteidigen!“, so der ehemalige Juso-Vorsitzende.