Horst Lüders hat ein besonderes Ehrenamt: Er fährt fährt mit seiner AWO Rikscha Bewohner*innen vom AWO Haus Billetal hinaus in die Natur. Eine Reportage.

Heimbewohner Horst Brosinski und Seniorenbetreuerin Wieslawa Galczynska lächeln breit. „Jetzt geht es los!“, sagt der Senior. Die Seniorenbetreuerin nickt ihm euphorisch zu. „Dann leiste ich Herrn Brosinski mal Gesellschaft. Ich wollte auch schon immer mal mitfahren!“ Die beiden setzen sich in den kuscheligen, vorderen Bereich der Rikscha. Der Fahrer Holger Lüders tritt am Fahrersitz entschlossen in die Pedale, während der elektrische Unterstützungsmotor ein leises, zurrendes Geräusch von sich gibt. Die Rikscha nimmt Fahrt auf.
Horst und Wieslawa spüren beim Beschleunigen direkt den frischen Fahrtwind in der ungewohnten ersten Reihe im Gesicht. Unter dem Schutz des kleinen, roten Daches vorne atmen sie die frische Luft tief ein. Für beide ist es ein besonderes Gefühl chauffiert zu werden. Über ganz normale Fahrradwege in Billstedt geht es raus in die Natur auf etwas holprigere Feldwege. Auf diesem Untergrund läuft dem Fahrer Holger Lüders, trotz Unterstützungsmotor, auch mal die ein oder andere Schweißperle die Stirn herunter.

Seine heutige Route führt ihn vom AWO Haus Billetal in Mümmelmannsberg, über die Feldmark bei Havighorst, zurück in das Seniorenzentrum. „Ich freue mich darüber, Menschen helfen zu können, die aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen nicht so häufig unterwegs sein können“, sagt Herr Lüders, der die AWO Rikscha ehrenamtlich fährt. „Das ist echt super!“, ruft Herr Brosinski aus dem Hintergrund. „Damals bin ich immer gerne in der Natur spazieren gegangen. Nun kann ich leider nicht mehr so aktiv sein.“ Für ihn ist das Angebot also die perfekte Gelegenheit etwas weitere Strecken ohne viel Anstrengung hinter sich zu bringen und die Natur zu genießen. Wieslawa Galczynska kennt Horst Brosinski schon seit seinem Einzug: „Wir haben uns schon immer gut verstanden.“ Sie arbeitet seit 8 Jahren als Seniorenbetreuerin im Haus Billetal.
Lüders erklärt seine individuelle Routenplanung: „Ich richte mich nach den Bedürfnissen der Fahrgäste. Bei Senioren, die sich gut orientieren können kann man an einem guten Tag „auch mal eine Runde mehr drehen.“ Dennoch gibt es Senioren, die weniger Orientierung haben. Bei solchen Senioren dauert die Fahrt dann nicht so lange. Diese Senioren fühlen sich schnell unsicher, wenn sie das Haus Billetal verlassen und mit der Umgebung nicht vertraut sind. „Dann kann die gute Stimmung vom Ausflug schnell umschlagen. Deswegen ist es besonders wichtig, auf jeden Einzelnen individuell Rücksicht zu nehmen.“, so Holger Lüders.
Nach knapp einer Stunde Fahrt, über holprige Straßen und von der Natur gezeichnetem Asphalt, kommen die Drei wieder im Haus Billetal an. „Das war eine tolle Fahrt.“ „Wirklich super, vielen Dank!“ sagen beide begeistert, während sie aus der Rikscha steigen und sich langsam wieder an den festen Boden unter den Füßen gewöhnen.

Das Angebot beschränkt sich auf die Bewohner*innen im Haus Billetal und ist derzeit aufgrund von Corona ausgesetzt.