Birgit Wullbrandt war erst vier Jahre alt, als sie das erste Mal in die AWO-Tageskolonie auf dem Köhlbrand fuhr. 64 Jahre ist das jetzt her. Sie erinnert sich noch an die frühen Morgenstunden im Sommer, als sie mit ihrer Oma Elisabeth Oelkers, die Gruppenhelferin in der Ferienkolonie war, vom Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg aus aufbrach. Sie freute sich jedes Mal, denn dann ging es raus aus dem eng bebauten Arbeiterviertel zum Anleger in Neuhof und von dort aus mit der Eisenbahnfähre, auch Trajektfähre genannt, zum Köhlbrand. Die heute 68-Jährige denkt gerne an diese Zeit zurück, als sie am Strand Ball spielte, Sandburgen baute oder in der Elbe plantschte. „Ich fühle mich der AWO heute noch sehr verbunden“, sagt Birgit Wullbrandt. „Vor allem durch meine Oma, die immer das Wenige, was wir hatten, mit anderen teilte. Sie lebte die Werte der AWO, füreinander da zu sein und zusammen zu halten. Das prägt mich bis heute.“

Als sie schon zu groß für die Tageskolonie war, sammelte sie mit ihrer Großmutter Spenden für die Arbeiterwohlfahrt in der Hamburger Innenstadt. Auch zu Weihnachten half sie ihrer Oma, im Namen der AWO: Sie gaben Speisen an Bedürftige und luden zum Kaffee in die „Stübens Gesellschaftssäle“ am Vogelhüttendeich ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

Als sie Erwachsen wurde, hatte Birgit Wullbrandt nicht mehr viele Berührungspunkte mit der AWO – erst als ihre Tochter Merle beim Bildungsträger „AWO Aktiv in Hamburg“ in Altona anfing zu arbeiten. Die Erinnerungen an ihre Kindheit am Köhlbrand und an andere Erlebnisse mit der AWO waren auf einmal wieder präsent. „Plötzlich stellte ich mir die Frage, warum ich eigentlich kein AWO-Mitglied bin“, erzählt die Rentnerin. So kam es, dass sie vor fünf Jahren Mitglied wurde. „Da schließt sich ein Kreis zu meiner Kindheit.“

,,Was ich mir zum 100. Geburtstag der AWO wünsche? Dass wir wieder mehr aufeinander zugehen und Menschlichkeit zeigen – trotz der heute schnelllebigen, digitalen Zeit.“
– Birgit Wullbrandt

 

Text: Annika Hansen
Fotos: Annika Hansen