Ambulante Pflege in Zeiten von Corona

Ein strahlend klarer Morgenhimmel verspricht einen sonnigen Februartag. Es ist 6:30 Uhr. In der AWO Sozialstation Bergedorf ist die examinierte Altenpflegerin Sandra Ploog bereits im Dienst. Sie checkt das Übergabebuch und sammelt die nötigen Schlüssel ein. Insgesamt 15 Kundinnen und Kunden stehen an diesem Vormittag auf ihrer Tour mit dem kleinen AWO-Pflegeteam-Auto durch Lohbrügge, Bergedorf und Allermöhe.

Kompressionverbände anlegen, Tabletten-Wochenboxen stellen, Insulin spritzen – das gehört für die examinierte Altenpflegerin neben der gelegentlichen Grundpflege zu ihren Hauptaufgaben. Die Corona-Schutzmaßnahmen haben ihre Arbeit stark verändert. „Wir müssen zum Beispiel dauerhaft die FFP2-Masken tragen bei den Kunden und auch hier im Büro. Auch unsere zu Pflegenden erinnern wir daran, dass sie auch selbst eine tragen, wenn wir da sind. Im Büro dürfen wir nicht mehr mit mehreren sein, es gibt kein gemeinsames Frühstücken mehr. Außerdem werden wir zweimal wöchentlich auf Corona getestet und testen auch die Kunden mit deren Einverständnis in diesem Rhythmus“, erklärt Sandra Ploog.

Erster Kunde auf ihrer Pflege-Tour ist Dietmar Baum, er freut sich über den allmorgendlichen Besuch. „Ich werde regelmäßig gefragt, wie es so geht, wie ich geschlafen hab usw. Es ist ganz wichtig, dass der Tag morgens schon so zugewandt losgeht“, sagt er.

Häufig ist die ambulante Pflegerin für die älteren Menschen der einzige Kontakt, sie ist eine wichtige Bezugsperson. „Die Pflegebedürftigen freuen sich, wenn sie etwas Neues erfahren – abseits von Corona“, sagt Ploog. Die Masken erschweren allerdings jede Unterhaltung. Sie muss lauter als gewohnt sprechen und ein großer Teil der Mimik geht durch die Masken auch verloren. „Insbesondere demenzkranke Kunden verstehen das Masketragen nicht und sagen `Nun nimm die Maske mal ab, dann könnte ich Dich auch besser verstehen.´“

Durchschnittlich rund zehn Minuten verbringt Sandra Ploog bei den zu Pflegenden. Gegen 10 Uhr ist etwa die Hälfte der Tour geschafft. Bei den Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege sei auch der private Alltag besonders geprägt durch das Thema „Corona“, erzählt die Altenpflegerin. Denn die Sorge, sie könnten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch noch etwas übertragen, bleibe stets im Hinterkopf. „Wir versuchen uns auch privat an alle Richtlinien zu halten, damit bloß keiner ausfällt. Wir müssen jetzt noch viel mehr ein Team sein und uns und die Kunden schützen“, erklärt Sandra Ploog.

Vor elf Jahren hat sie ihren ursprünglichen Beruf als Friseurin aufgegeben und ist Altenpflegerin geworden. Sie mag die Vielfalt in ihrem Job, sowohl menschlich als auch fachlich. Und noch etwas macht den Beruf der Altenpflegerin aus ihrer Sicht aus: „Die Wertschätzung. Man wird natürlich bezahlt für seinen Beruf, aber man bekommt auch jeden Tag Dank. Dafür, dass man da war, dass man unterstützt.“

Vor ein paar Tagen hat sie ihre Fortbildung als Ausbilderin erfolgreich abgeschlossen. Künftig will sie auch ihren Auszubildenden die Liebe für diesen Job weitergeben und aus ihnen gute Pflegefachkräfte machen – natürlich möglichst für die AWO. Gegen 13:00 Uhr ist sie zurück an der Sozialstation und hat Feierabend. Jetzt freut sie sich darauf, zusammen mit ihrer Tochter noch etwas die strahlende Sonne zu genießen. „Das hebt die Stimmung – gerade in diesen schwierigen Zeiten“, sagt sie lachend.

Im Rahmen der Reihe „Leben in der Pandemie“ hat das Hamburg Journal im NDR Fernsehen die AWO-Altenpflegerin, Sandra Ploog, begleitet. Zum  Fernsehbeitrag kommen Sie hier.

Im Juni berichtete der NDR noch einmal über Frau Ploogs Arbeitsalltag. Mittlerweile hatte sich die Situation angesichts niedrigerer Corona-Fallzahlen und einer steigenden Impfquote deutlich entspannt. Den Fernsehbeitrag sehen Sie hier.