„Durch die Gespräche habe ich Wege gefunden, mit der Krankheit umzugehen“

Seit mehr als 40 Jahren berät und unterstützt die AWO Krebsberatung an Krebs Erkrankte und deren Angehörige. Denn Krebs ist eine Diagnose, die ein Leben radikal verändern kann. Die psychologische Unterstützung und die Sozialberatung helfen dabei, mit der Krankheit und ihren Folgen umzugehen. Die AWO Krebsberatung ist eine wichtige Anlaufstelle im Hamburger Krebshilfenetzwerk und war bei ihrer Gründung eine der ersten ihrer Art.

Der Start als Modellprojekt 1982

Ende der Siebzigerjahre gibt es in Hamburg nur wenige Beratungsstellen für Krebserkrankte, die auf psychosoziale Angebote spezialisiert sind. Der AWO Bundesverband erkennt diese Lücke im Versorgungssystem und entwickelt Anfang der 80er Jahre bundesweit Modellprojekte für Krebspatient*innen. Eines dieser Modellprojekte ist die AWO Krebsberatung in Hamburg, die im Jahr 1982 in der damaligen AWO Geschäftsstelle in der Rothenbaumchaussee eröffnet wird. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war Marianne Woelk, die auch die erste Psychologin der Beratungsstelle sein sollte.

Ungewisse Finanzierung in den Anfangsjahren

Obwohl immer mehr Menschen psychologische Beratungen bei der AWO Hamburg wahrnehmen, gestaltet sich die Finanzierung in den ersten Jahren als äußerst schwierig. In den ersten Jahren finanziert sich die Beratungsstelle hauptsächlich über Spendenmittel. Erst im Jahr 1989 gibt es Zuschüsse aus Hamburger Haushaltsmitteln, im Jahr 1991 wird schließlich eine zweite Psychologenstelle öffentlich finanziert. Das Angebot ist in Hamburg einmalig, auch weil die Beratungsstelle von Arztpraxen und Krankenhäusern unabhängig arbeitet und der Zugang für Ratsuchende ohne Formalitäten und lange Wartezeiten möglich ist.

2022: Regelfinanzierung und erweitertes Angebot

Im Jahr 2022 werden die bisher rein psychologischen Beratungsangebote um Beratungsleistungen zum Sozialrecht erweitert. Ratsuchende erhalten nun Unterstützung Auskünfte zu Themen wie Krankengeld, Schwerbehinderung und Gleichstellung. Möglich wird das durch die Finanzierung  über den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), den Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) und die Sozialbehörde.

Viele Ratsuchende loben die Angebote

In den letzten 40 Jahren konnten rund 10.000 Krebspatient*innen und Angehörige beraten und unterstützt werden. Durch den Austausch mit den AWO-Mitarbeitenden über die Erkrankung und deren Folgen erfahren sie Entlastung. Viele ehemalige Ratsuchende loben das Angebot und sind dankbar – so wie die 31-jährige Lena Gröne: „Ich habe mich bei der AWO Krebsberatung sehr aufgefangen gefühlt. Die regelmäßigen Gespräche mit der Psychologin haben mir dabei geholfen, in das „neue“ alte Leben hineinzugehen nach meiner Erkrankung. Denn nach der Erfahrung einer Krebserkrankung erscheinen viele Dinge in ganz neuem Licht. Durch den Austausch habe ich Antworten und Wege gefunden, damit umzugehen“, so Gröne weiter.

Zahl der Krebserkrankungen steigt stetig

Die Zahl der Krebserkrankten und derjenigen, die auch noch nach ihrer Erkrankung Unterstützung benötigen, wächst stetig. Die Gründe dafür liegen u.a. im steigenden Anteil der Älteren in unserer Gesellschaft, in der längeren Lebenserwartung, im medizinischen Fortschritt und den verbesserten Heilungschancen. Daher ist zu erwarten, dass auch der psychosoziale Beratungsbedarf weiter steigen wird und die AWO Krebsberatung auch in den nächsten 40 Jahren noch vielen Menschen helfen wird, mit der Diagnose Krebserkrankung umzugehen.