AWO-Mitarbeitende schaffen vorübergehenden Lern- und Spielort

Was macht ein AWO-Jungentreff, der trotz des Lockdowns coronakonforme Lern- und Freizeitangebote machen möchte? Die Räumlichkeiten am Billebogen erlauben wegen Corona-Sicherheitsabständen nur ein paar wenige Besucher. Das Team des AWO Jungentreffs musste also eine größere Lösung finden.

„Jetzt wird angepackt“, begrüßt AWO Mitarbeiter Peter Ediger die Freunde Jeremy (10) und Ilja (14) an der Tür des ehemaligen Edeka-Marktes, mitten im Ortskern von Lohbrügge. Über der Tür sind mittlerweile das AWO-Logo und der Schriftzug „AWO Jungentreff“ angebracht worden. Die beiden Jungs wollen heute an ihrer Jump-Box, einer Rampe für Roller-Tricks, weiterbauen. Im ersten Stock, dem ehemaligen Lagerraum des Marktes, ist schon alles vorbereitet. Verschiedene Holzsorten und Eisenstangen lehnen an der Wand, eine Kreissäge wartet auf ihren Einsatz.

Die zündende Idee

Aber wie war es zu dem Umzug des Jungentreffs gekommen? Als sich Ende letzten Jahres der erneute Lockdown anbahnte, sprach Einrichtungsleiter Torben Köhler die Grundstücksverwaltung des Ex-Edeka-Marktes an und erkundigte sich, ob die Immobilie vorübergehend als Jungentreff genutzt werden könnte. Nach mehreren Gesprächen überzeugte er die Verwalter mit seiner Idee einer Zwischennutzung. Um die hohen Nebenkosten bezahlen zu können wurden fleißig Spenden gesammelt und auch das Bergedorfer Bezirksamt beteiligte sich mit einer kräftigen Finanzspritze, sodass die Kosten für ein knappes halbes Jahr gedeckt werden konnten. Im Dezember letzten Jahres zog dann der Jungentreff an den Lohbrügger Markt 4.

Renovierung und Einrichtung

Am Anfang stand erst einmal viel Arbeit an im ehemaligen Einkaufsmarkt: Es mussten z.B. Wasseranschlüsse und Abwasserrohre gelegt und Wände gestrichen werden. Nur Dank des großen Einsatzes ehrenamtlicher Helfer*innen konnten die Renovierungen in wenigen Wochen abgeschlossen werden. Dann ging es an die Einrichtung. „Die Jungs wurden direkt bei dem Aufbau mit einbezogen. Sie durften selber entscheiden, was hier reinkommt“, so Torben Köhler. Auf den knapp 700 Quadratmetern gibt es mittlerweile viel zu entdecken: Erste Anlaufstelle ist die stilecht ausgeleuchtete Paletten-Bar, diverse Spielmöglichkeiten wie ein überdimensioniertes Schachspiel, Tischkicker und Airhockey können genutzt werden. „Fast alles hier drin ist gespendet. Wir haben einfach Schilder mit Spendenaufrufen an unsere Scheiben geklebt und wurden direkt mit Möbeln und Spielmaterial aus der Nachbarschaft überflutet“, berichtet Torben Köhler.

Anteckungsrisiko soll minimiert werden

Ilja und Jeremy sägen mittlerweile zusammen mit Peter Ediger die Bretter für ihre Jump-Box und fachsimpeln darüber, in welchem Winkel die Anfahrtsrampe angebracht werden sollte. „Wir dürfen einmal in der Woche an unserer Box arbeiten, früher waren wir jeden Tag im Jungentreff“, meint Ilja, während er konzentriert ein Brett verschraubt. Trotz des vielen Platzes gelten nämlich Sicherheitsregeln, und das bedeutet, dass die jungen Besucher nicht einfach unangemeldet vorbeikommen können. „Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, haben wir einzelne Kleingruppen gebildet. So können wir die Abstände einhalten. Denn oberste Priorität hat die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und Besucher*innen“, erklärt Köhler. An der Bar haben mittlerweile mit coronakonformen Sicherheitsabstand die Freunde Jan, Sascha und Maik Platz genommen. Sascha meint: „Wir haben keine Lust mehr auf Videospiele. Hier können wir Sachen bauen und spielen Schach oder Kicker. Das finden wir super!“ Nachdem sie ihre „Durstlöscher“ geleert haben, stiefeln die Freunde zum Schachbrett.

Im Treff gibt es auch Lernangebote

Neben dem Riesen-Schachspiel, an dem gerade die drei Freunde spielen, finden sich Schulbänke und -tische, an denen sich regelmäßig Lerngruppen treffen. Vor allem für geflüchtete Jungen, die in der Wohnunterkunft leben, sind diese Angebote wichtig, da viele von ihnen keinen WLAN-Zugang haben und sie oft in sehr beengten Verhältnissen leben. Hier werden z.B. Vokabeln gepaukt, Mathe gelernt oder es finden Prüfungsvorbereitungen statt. Aber Torben Köhler möchte seine Besucher nicht nur in ihrer Rolle als Schüler sehen: „Für uns ist auch der familiäre und soziale Kontext wichtig“, sagt er. Um die Lern- und Freizeitangebote anbieten zu können, hat er ehemalige Ehrenamtliche wieder an Bord geholt – nur so können die vielen Kleingruppen realisiert werden.
Ilja und Jeremy haben inzwischen ihre Jump-Box, inklusive einer kleinen Anfahrtsrampe, fertig gebaut. Jetzt proben sie ihre ersten Sprünge mit dem Roller und haben sichtlich Spaß dabei. Dank des Einsatzes von Torben Köhler, seinem Team und den vielen ehrenamtlicher Helfer*innen konnte – zumindest vorübergehend – für die Lohbrügger Jungs ein großartiger Lern- und Spielort geschaffen werden.