Hauptamtliche Unterstützung in den AWO Seniorentreffs Rothenburgsort und Langenhorn
Von Frank Krippner und Richard Backhaus
Seit Frühjahr 2024 ist die AWO Hamburg am Projekt „Hauptamtliche Unterstützung“ mit vier Hauptamtlichen in Teilzeit beteiligt. Sie arbeiten für insgesamt acht Seniorentreffs in den Kreisen Altona, Bergedorf, Mitte und Nord. Wir haben uns die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt in den AWO Treffs Rothenburgsort und Langenhorn angeschaut.
„Und jetzt alle gleichzeitig mit gestreckten Armen über dem Kopf nach links… uuund nach rechts“, ruft Gruppenleiterin Angelika Hacker vom Sportverein Störtebecker e.V. den Senior*innen zu. Mit bunten Tüchern und Holzstäben in den Händen schwingen zwölf Damen fröhlich im Takt. Diese Aufwärmrunde gehört zum neuen Kursangebot „Mach mit – Bleib fit!“, das seit dem Sommer im AWO Seniorentreff Rothenburgsort in Kooperation mit dem Störtebeker SV Hafencity Alt- und Neustadt Sport e.V. und dem Hamburger Sportbund angeboten wird. Zufrieden beobachten die ehrenamtliche Treffleiterin Christelle Yobo und ihre hauptamtliche Unterstützung, Susanne Petersen, das sportliche Treiben. Gemeinsam haben sie das neue Angebot initiiert und ins Laufen gebracht.
Vernetzung im Quartier – Neue Angebote
Seit Ende Februar besprechen die beiden etwa einmal wöchentlich, wie sie die Vernetzung des Treffs mit anderen Akteuren im Stadtteil voranbringen und so neue Angebote schaffen können, die auch neue Besucher*innen in den AWO Treff Rothenburgsort locken. So hat es bereits mehrmals Informationsveranstaltungen zusammen mit der benachbarten Diakonie rund um das Thema Pflege und selbständiges Wohnen im Alter gegeben, bei denen sich die Senior*innen auch zu ihren Fragen beraten lassen konnten. „Ich bin auch schon mehrmals bei der Diakonie und der Seniorenresidenz im Quartier gewesen und habe unsere vielfältigen Angebote im AWO Treff dort vorgestellt. Das hat uns neue Besucherinnen im Treff gebracht“, berichtet Susanne Petersen. „Diese Vernetzungsarbeit im Quartier und Werbung für unsere Angebote und unseren AWO Treff sind die größten Vorteile der hauptamtlichen Unterstützung. Außerdem kann Susanne auch Präsenz zeigen bei Veranstaltungen wie dem Stadtteilfest, dem Stadtteilbeirat oder auch spontan im Treff bei den Kursen, wenn ich nicht kann“, ergänzt die ehrenamtliche Leiterin Christelle Yobo. Aktuell suchen die beiden noch eine Kursleitung für ein neues wöchentliches Gedächtnistraining im AWO Treff und auch eine interkulturelle Veranstaltung, wie zum Beispiel eine Tanzveranstaltung ist in Planung.
Unterstützung bei Verwaltung des Treffs gewünscht
„Ich würde mir wünschen, dass Susanne als hauptamtliche Unterstützerin, mir etwas Arbeit bei der Verwaltung des Treffs, also Abrechnungen, Besucherstatistik oder Berichte für das Bezirksamt, abnehmen dürfte. Aber das ist im Moment leider nicht erlaubt“, erklärt Christelle Yobo. Sie leitet den Treff seit zwei Jahren ehrenamtlich in Ihrer Freizeit und ist außerdem noch beim interkulturellen Verein NaJe und als Bezirksabgeordnete für die SPD aktiv. „Das Hauptamt könnte noch viel mehr machen, um die ehrenamtlichen Leitungen im Alltag zu entlasten, aber dafür bräuchte es auch mehr als die 10 Stunden pro Woche und Treff, die wir bislang haben“, bestätigt Susanne Petersen. Gut wäre aus ihrer Sicht, wenn sie rund die doppelte Stundenzahl zur Verfügung hätte: eine Hälfte davon für die Vernetzungsarbeit und neue Angebote und die andere Hälfte der Arbeitszeit für die Alltagsunterstützung, auch bei der Verwaltung.
Neue Sport-Kooperation erfolgreich
Das neu geschaffene Bewegungsangebot „Mach mit – Bleib fit!“ ist nach gut einer Stunde bei der letzten Trainingsübung für heute angekommen. Mit gefüllten Halbliterflaschen aus Plastik trainieren die älteren Damen jetzt noch Ihre Arme. Nach einer Lockerung ist dann Schluss für heute und die gutgelaunte Kursleiterin verabschiedet die Seniorinnen. Auch Sie ist zufrieden mit der neuen Kooperation. „Es ist toll, dass vom ersten Tag an soviele mitmachen und auch dabei bleiben. Das zeigt, dass es hier einen echten Bedarf gibt“, so Trainerin Angelika Hacker. Einige Teilnehmerinnen berichten, wie gut ihnen die wöchentliche Sporteinheit tut. „Ich brauche meine Stöcke jetzt deutlich weniger, kurze Strecken gehen schon wieder ganz ohne“, so eine Seniorin am Ende der Trainingsstunde im AWO Seniorentreff Rothenburgsort.
Von Rothenburgsort geht es nach Langenhorn:
Ein wenig aufgeregt sitzen rund 10 Teilnehmende im AWO Seniorentreff Langenhorn in einem Stuhlkreis – so richtig weiß niemand, was sie beim neuen Kurs namens „Lachyoga“ erwartet. Mit dabei ist Anne Romanski, die seit Anfang 2024 als hauptamtliche Unterstützung im Treff aktiv ist. „Wir starten mit einem kleinen Lächeln“, sagt die Lachyoga-Trainerin Maren Seemann mit ruhiger Stimme, und prompt huscht ein schüchternes Grinsen über die Gesichter der Teilnehmenden. Es ist das erste Mal, dass Lachyoga hier angeboten wird, und die Atmosphäre ist von Neugier und leiser Skepsis geprägt. Doch nach den ersten Übungen lösen sich die anfänglichen Hemmungen: Aus leisem Kichern wird ein herzliches Lachen, das schließlich den Raum erfüllt. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so ansteckend ist,“ flüstert eine Teilnehmerin ihrer Sitznachbarin zu. Die Mischung aus Freude und Bewegung scheint anzukommen – das neue Angebot ist ein voller Erfolg und durch die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt im Seniorentreff entstanden.

Lachyoga: Neues Angebot ist voller Erfolg
Anne Romanski unterstützt die ehrenamtliche Treffleitung Rita Schröder dabei, neue Angebote zu entwickeln und passende Kooperationspartner zu finden. „Am Anfang mussten wir uns natürlich erst einmal kennenlernen,“ berichtet sie. „Inzwischen sind wir aber ein eingespieltes Team. Wir besprechen alle Vorhaben gemeinsam und unterstützen die Ehrenamtlichen bei der Umsetzung.“ Auch für Rita Schröder bedeutet die hauptamtliche Unterstützung eine Entlastung. „Ich bin sehr froh, dass ich für organisatorische Fragen jemanden an meiner Seite habe“, sagt Rita Schröder. Neben den regelmäßigen Abstimmungen zu den laufenden Aktivitäten im Treff entstehen durch die hauptamtliche Unterstützung auch ganz neue Ideen. „Anne hat ganz andere Ansätze und ist immer wieder für neue Vorschläge offen“, meint Rita Schröder und betont, wie viel Motivation das mit sich bringt: „Es bringt frischen Wind, und wir erleben, wie sich die Seniorenarbeit weiterentwickelt.“
Neue Angebote sind intergenerativ
Der Lachyoga-Kurs hat nicht nur das bestehende Angebot bereichert, sondern auch neue Besucher*innen angezogen, darunter sogar Menschen aus anderen Stadtteilen und jüngere Teilnehmende. „Solche Angebote zeigen, wie wir den Treff intergenerativ öffnen können,“ erklärt Anne Romanski. Das ist auch möglich durch die Vernetzung des Seniorentreffs mit weiteren Initiativen und Gremien im Stadtteil sowie Öffentlichkeitsarbeit. „Ich besuche zum Beispiel die Stadtteilkonferenz, um mich zu vernetzen und über unsere Angebote zu informieren. Außerdem werbe ich auch in der Nachbarschaft für unseren Treff und verteile beispielsweise Flyer in den umliegenden Geschäften. Die 10 Stunden pro Woche und Treff sind dafür allerdings zu knapp kalkuliert.“
Weitere Projekte in Planung
Schwerpunkt bei der hauptamtlichen Unterstützung sind auch gemeinsame Veranstaltungen oder Kurse mit weiteren Akteuren im Quartier. Geplant sind Kooperationsprojekte mit der benachbarten Kita und ein Zeitzeugenprojekt, bei dem es um die Aufarbeitung der NS-Zeit im Quartier gehen soll. „Wir freuen uns darauf, Menschen jeden Alters zusammenzubringen,“ so Anne Romanski. Auch ein Repaircafè soll bald im AWO Seniorentreff Langenhorn eingerichtet werden. Hier sollen Besucher*innen die Möglichkeit bekommen, gemeinsam mit Ehrenamtlichen und technisch versierten Freiwilligen defekte Gegenstände zu reparieren.
Die Realisierung all diese Angebote ist nur durch die Verbindung von haupt- und ehrenamtlichem Engagement möglich. „Ohne die Ehrenamtlichen könnten wir diese neuen Angebote gar nicht stemmen,“ resümiert Anne Romanski. „Die Hauptamtlichen schaffen den Rahmen, und die Ehrenamtlichen füllen ihn mit Leben.“