Im Jahr 1971 erhält Bundeskanzler Willy Brandt den Friedensnobelpreis für seine mutige Ostpolitik, Muhammad Ali boxt im „Kampf des Jahrhunderts“ gegen John Frazier und auch in Hamburg geschieht „Historisches“ – in Neugraben und in Oldenfelde werden zwei „AWO Altentagesstätten“ eingeweiht – die Vorgänger der heutigen Seniorentreffs.

Frauken Awe, die erste Leiterin der „AWO Altentagesstätte Oldenflde“

Die Gründung der heutigen AWO Seniorentreffs Oldenfelde und Neugraben geht zurück auf den Einsatz von zwei starken Frauen: Frauken Awe in Oldenfelde und Elisabeth Weidemann in Neugraben forderten Ende der 60er Jahre von der Lokalpolitik Anlaufstellen für ältere Menschen, die damals in den Quartieren fehlten. „In dieser Zeit stieg nämlich die Bevölkerungszahl in Hamburg sprunghaft an und Orte für die Freizeitgestaltung fehlten – besonders für ältere Menschen“, erklärt Arend Wiese, Kreisvorsitzender der AWO Hamburg-Harburg.

Oldenfelde: Wohnung wird zur Altentagesstätte 

Frauken Awe, AWO-Mitglied und erste Seniorentreffleiterin der „AWO Altentagesstätte Oldenfelde“, wie sie damals hieß, erreichte in Zusammenarbeit mit der Orts-SPD die Genehmigung für die Gründung eines Seniorentreffs. Am 01. Juli 1971 wurde dann die „AWO Altentagesstätte“ in der zentral gelegenen Greifenberger Straße 62 eingeweiht. Obwohl die Tagesstätte nur in einer kleinen Wohnung mit Treppenzugang lag, wurde dort von Anfang an ein buntes Programm angeboten: Nach dem gemütlichen Kaffeetrinken gab es Ratespiele, gemeinsames Singen, Bastelaktionen für den jährlichen Adventsbasar, Dia-Vorträge sowie Ausflüge rund um Hamburg und viele gemeinsame Feste.

Eröffnungswimpel

Frauken Awe übergab dann 1981 die Leitung an Ingrid Vinck, die erstmals Reisen für die Besucher*innen anbot. Auf sie folgte 1991 Martha Lepzcinski und 1993 dann Erika Wiegleb. „Frau Wiegleb konnte dann einen lang gehegten Wunsch verwirklichen. Nämlich den Umzug des Seniorentreffs an einen barrierefreien Standort im Erdgeschoss“, erinnert sich Christa Elwert zurück, die 1999 die Treffleitung übernahm.
Im Jahr 1998 zog die damalige „AWO Seniorenbegegnungsstätte“ dann in ein ehemaliges Ladenlokal im Erdgeschoss der Greifenberger Straße 73. Nachdem die Räumlichkeiten mit viel Mühe umgebaut werden konnten, erfolgte im Mai 1998 die Neueröffnung unter dem Namen „AWO Seniorentreff Oldenfelde“. Der neue Standort bot deutlich mehr Platz und ist bis heute ein beliebter Treffpunkt im Viertel.

Margarethe Stolle, Treffleiterin seit 2014: „Wir sind hier eine ganz große Familie. Da viele unserer Besucher*innen allein leben, ist für sie jede Veranstaltung etwas ganz Besonderes.“ Höhepunkte im Seniorentreff Oldenfelde sind die gemeinsamen Reisen, Theaterbesuche und Ausflüge sowie das traditionelle Spargel- und Karpfenessen.

Margarethe Stolle vor dem AWO Seniorentreff Oldenfelde

Neugraben: Erster Bürgermeister stiftet Küche

In Neugraben leitete vor über 50 Jahren ebenfalls eine AWO-Frau die Gründung eines Seniorentreffs in die Wege: Elisabeth Weidemann brachte im Jahr 1969 in ihrer Funktion als Fraktionsvorsitzende der SPD die Forderung zur Gründung einer Altentagesstätte in den Ortsausschuss ein und legte somit den Grundstein für den heutigen AWO Seniorentreff. Im Beisein vom damaligen Sozialsenator Ernst Weiß wurde am 04. Februar 1971 die bis dato 15. AWO Altentagestätte in der Cuxhavener Straße unter der Leitung von Herta Klein eröffnet. Doch zu Anfang stand man noch vor einem Problem. In der ehemaligen Arztpraxis, die für 20 000 Mark zur Altentagesstätte umgebaut wurde, fehlte nämlich noch die Kücheneinrichtung. Der damalige Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg, Herbert Weichmann, sprang jedoch ein und stiftete die Küche aus eigener Tasche.

Der heutige AWO Seniorentreff Neugraben

Angebote passen sich der Zeit an

Die Altentagesstätte, die schnell ein beliebter Treffpunkt im Quartier war, wurde jedoch zu klein. Im Jahr 1979 erfolgte daher der Umzug an den Neugrabener Markt, an dem der Seniorentreff bis heute ansässig ist. Von 1975 bis 1985 leitete Gesine Ohle den Seniorentreff. Auf sie folgte Elisabeth Weidemann und seit 1994 ist Dorit Wilhelm Seniorentreffleiterin. Von Anfang an war der Treff ein Raum für Freizeitgestaltung, Ausgangspunkt für Ausflüge und Reisen und ein Ort, an dem auch einsame, ältere Menschen Gemeinschaft finden. Auf die Frage, was sich am Angebot des Seniorentreffs in den letzten knapp 30 Jahren verändert habe, schmunzelt Dorit Wilhelm: „Also Kaffeetrinken war immer. Aber natürlich passen wir unser Programm immer wieder an die neuen Bedürfnisse an“.

Gymnastikkurs 1994 mit Dorit Wilhelm (links)

Die Tanzgruppe beim Weihnachtsmarkt 1997

Deshalb gibt es im Treff seit 14 Jahren den monatlichen Computertreff. Vier Ehrenamtliche helfen Senior*innen bei Problemen mit Laptops, Handy und Tablets. Weitere Angebote sind z.B. Yoga, Gedächtnistraining und Seniorentanz. Seit 1994 wurden außerdem über 300 Tagesfahrten durchgeführt, beispielsweise ging es ins Theater oder es wurden Ausflugsziele in der Umgebung besucht. „Eine ganz besondere Reise war sicher unsere große Norwegen-Rundfahrt per Schiff 2005. Daran erinnern sich viele unserer Besucher noch gerne zurück“, so Dorit Wilhelm.

Die große Norwegen-Rundfahrt 2005

Der Computertreff

In den AWO Seniorentreffs Oldenfelde und Neugraben haben in den vergangenen 50 Jahren viele Besucher*innen schöne und gemeinsame Stunden erlebt. Das war nur möglich dank des ehrenamtlichen Einsatzes vieler Menschen. Daher sagen wir „Danke“ an alle Seniorentreffleiterinnen, an die Helferinnen und Helfer und an alle, die sich seit 1971 bis heute in den beiden AWO Seniorentreffs sowie in unseren weiteren 22 Senioren- und Aktivtreffs engagieren und engagiert haben.

30 Jahre Seniorenclub Finkenwerder

Der Treffpunkt des Seniorenclubs im ehemaligen Ortsamt

Auch der AWO Seniorenclub Finkenwerder hat in diesem Jahr ein Jubiläum gefeiert: Vor 30 Jahren wurde er auf der Elb-Halbinsel gegründet. Noch heute treffen sich Clubmitglieder im Keller des ehemaligen Ortsamtes am Butendeichsweg 2 – so wie bei der Gründung im März 1991. Im Gegensatz zu den AWO Seniorentreffs, die immer wochentags geöffnet sind, machen die AWO Seniorenclubs einmal wöchentlich verschiedene Angebote für ältere Menschen.

„Das Besondere an unserem Seniorenclub ist die Insellage hier auf Finkenwerder. Jeder kennt hier jeden, wir sind zusammen zur Schule gegangen. Das schafft einen ganz besonderen Zusammenhalt,“ berichtet Peter Cords, Seniorenclubmitglied und AWO Distriktsvorsitzender in Finkenwerder. Da sich die 10 Mitglieder im März dieses Jahrs aufgrund der Corona-Sicherheitsmaßnahmen nicht für eine gemeinsame Feier treffen konnten, besuchten Christa und Peter Cords alle Seniorinnen und Senioren persönlich und überreichten ihnen einen Blumenstrauß an der Tür. Christa Cords: „Auch während des Lockdowns haben wir mindestens einmal in der Woche eine Telefonkette gebildet, so wussten wir immer Bescheid, wie es den anderen gerade geht.“ Umso größer war dann im September die Freude darüber, sich endlich wieder gemeinsam treffen zu können.

Die regelmäßigen Besuche im Restaurant „Post“ in Cranz haben im Seniorenclub Finkenwerder Tradition. „Dort treffen wir uns vier Mal im Jahr: Das Stintessen im Frühjahr ist für uns immer etwas Besonderes“, berichtet Eva Herud. Sie übernahm im Jahr 2017 die Leitung des Seniorenclubs von Margarete Jung, die dem AWO-Club seit der Gründung vorstand. Bei den wöchentlichen Treffen, immer donnerstags zwischen 14 und 17 Uhr, wird geklönt, es werden Spiele gespielt und Geschichten auf Platt vorgetragen. Auch gemeinsame Unternehmungen wie Ausflüge in die Lüneburger Heide oder Ausfahrten mit dem Alsterdampfer sind Teil des Club-Programms.

Die Mitglieder des AWO Seniorenclubs Finkenwerder